Bericht von der Jahrestagung des RLG-aachen in Grefrath-Mülhausen am 20.03.14

Bericht zur RLG-Tagung am 20.3.2014

 

Am Donnerstag, den 20.03.2014 fand die diesjährige Fortbildungstagung des RLG am schon traditionellen Ort, im Antoniushaus  in Grefrath-Mülhausen statt. In der bewährten Trägerschaft des Instituts für Lehrerfortbildung in Mülheim a.d.R. und unter der Tagungsleitung von Herrn Dr. Paul Rulands erlebten 17 Religionslehrerinnen und -lehrer einen inhaltlich herausragenden, theologisch in hohem Maße inspirierenden und kollegial anregenden und ermutigenden Tag.

IMG_0819 In der Person von Prof. Dr. Ulrich Berges, Lehrstuhlinhaber am Alttestamentlichen Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, stand uns ein profunder Kenner der biblischen Prophetie als Referent zur Verfügung.

Vor dem Hintergrund seines wissenschaftlichen Arbeitens und im Kontext seines umfangreichen theologischen und seelsorglichen Engagements gelang es Prof. Berges, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine spannenden theologisch-exegetischen Weg durch das Phänomen der alttestamentlichen Prophetie mitzunehmen.

In drei thematischen Blöcken entfaltete der Referent zentrale Aspekte der Schriftprophetie und lenkte den Fokus besonders auf das Jesajabuch in seiner einzigartigen Qualität als „literarische Kathedrale“.

Ausgehend von zentralen terminologischen und überlieferungsgeschichtlichen Erkenntnissen erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen vertieften und vertiefenden Einblick in die Typologie der Propheten Israels, in Merkmale prophetischen Auftretens sowie in wichtige Dimensionen der historischen Entwicklung der Prophetie in Analogie zur wechselvollen Geschichte Israels.

IMG_0817 Wenngleich die Auseinandersetzung mit der alttestamentlichen Prophetie im Rahmen des Religionsunterrichts beider Sekundarstufen eine eher nachgeordnete Rolle zu spielen und häufig primär in christologisch geprägten Kontexten thematisiert zu werden scheint, kann doch als eine besondere Erkenntnis des Fortbildungstages festgehalten werden, dass Prof. Berges die bleibende Aktualität prophetischer Rede zu akzentuieren vermochte.

So stellte der Referent heraus, dass es unbeschadet der Relevanz historisch-kritischer Zugangsweisen gilt, ein besonderes Bewusstsein für die Struktur prophetischer Texte als „Partituren“, poetische Inszenierungen und verdichtete Dichtkunst und Poesie zu schaffen. In der Schriftprophetie artikuliert sich Theologie in der Geschichte, versteht sich Prophetie als aktualisierende Kommentierung der Thora in die Zeit, ja in die gesellschaftlichen und politischen Situationen des Volkes Gottes hinein. Von daher sind die Propheten nicht „Vorhersager“, sondern „Verkünder“, entsteht Prophetie nicht (Zitat): „in der Badewanne“, sondern in den jeweiligen Krisen der wechselvollen Geschichte der 12 Stämme (Assur-Krise, Babel-Krise, Exil, Restauration). Prophetie erweist sich als stets „politisch“ und „performativ“; Propheten treten auf, wo „Institutionen faulen“ (E.Zenger). Von daher sei auch mit alten Fehlverständnissen aufzuräumen, denen zufolge man prophetische Rede als von Gott „Eingeflüstertes“ verstand, parallel dem späteren Verständnis der „Verbalinspiration“. Vielmehr sehen und sagen Propheten immer „was Sache ist“.

IMG_0823Am Beispiel des Jesaja-Buches entfaltete Prof. Berges zahlreiche Dimensionen der Prophetie im Detail und erschloss den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor allem am Beispiel einer verlangsamten Lektüre des Kapitels 53 die kunstvolle Gesamtkomposition des Buches jenseits aller historisierenden oder redaktionsgeschichtlichen Engführungen. Die Auseinandersetzung mit den Gottesknechtsliedern eröffnete eine zum Teil neue Perspektive auf die Verhältnisbestimmung zwischen alttestamentlicher Prophetie und deren neutestamentlicher Rezeption im Hinblick auf die Person und Botschaft Jesu Christi. Möglicherweise steckt darin auch eine didaktische Chance: „Nicht die Boten, sondern die Botschaft ist zentral.“

Neben dem kurzen Überblick zu den inhaltlichen Akzenten der Tagung soll nicht vergessen werden, dass wir uns auch in diesem Jahr nach der mittäglichen Stärkung zur Eucharistiefeier im Meditationsraum des Tagungshauses zusammenfanden. Als langjähriges Mitglied in unserem Verband  stellte Pfarrer Manfred Riethdorf als Zelebrant in seiner Ansprache zahlreiche aktualisierende Verbindungslinien zwischen der biblischen Prophetie und der Notwendigkeit prophetischen Redens und Handelns in unserer Zeit her. Musikalisch unterstützt durch den Kollegen Detlev Ernstes an der Gitarre durften wir miteinander einen frohmachenden Gottesdienst feiern.

IMG_0824Im Anschluss an die dritte Vortragseinheit standen am Nachmittag noch die Mitglie-derversammlung (vgl. Protokoll) sowie ein Gespräch mit Frau Ulrike Wurzel als Ver-treterin des Generalvikariats in Aachen auf der Tagesordnung. Neben einigen aktuellen Informationen zur bevorstehenden Heiligtumsfahrt versicherte uns Frau Wurzel einmal mehr der Unterstützung des Religionsunterrichts und der Verbandsarbeit durch das Bistum Aachen.

Da Herr Stefan Sieprath als zuständiger Fachdezernent aus Termingründen (Präsenztag in der Bezirksregierung Köln) an der Tagung nicht teilnehmen konnte, übernahm Herr Ricken als Mitglied des Fachberaterteams die Aufgabe, über die momentan stattfindenden  Implementationsveranstaltungen zum Kernlehrplan für die Sekundarstufe II zu informieren.

Verbunden mit der Hoffnung auf eine weiterhin erfolgreiche Arbeit des RLG-aachen endete eine dicht gefüllte und interessante Jahrestagung 2014.

Ein Dank gilt allen, die den Tag vorbereitet und durchgeführt sowie durch ihre aktive Teilnahme zu einem kollegial wichtigen Ereignis gemacht haben.

 

Lothar Ricken (stellvertr. Diözesanvorsitzender)

Bericht Jahrestagung ’14