Liebe Mitglieder,
Äußerungen unseres Bischofs Dr. Dieser über den Religionsunterricht geben zur Zeit Anlass zum Nachdenken und zur lebhaften Diskussion.
Der RLGG-aachen hat darauf reagiert und dem Bischof die folgende E-Mail zukommen lassen:
Sehr geehrter Herr Bischof, 28.09.2017
mit großem Bedauern und Enttäuschung haben wir Ihre in der Aachener Zeitung vom 20.09.2017 veröffentlichten Aussagen zu den „Jugendlichen“ in unserem Bistum und zum Religionsunterricht zur Kenntnis genommen.
Als Vorsitzende des Verbands der katholischen Religionslehrkräfte an Gymnasien und Gesamtschulen im Bistum Aachen möchten wir deutlich zum Ausdruck bringen, dass wir weder Ihre Auffassung teilen können, dass wir die Jugendlichen „erst gar nicht“ gewinnen, noch dass der Religionsunterricht an den Schulen unseres Bistums, ob staatlich oder bischöflich, langweilig sei.
Als verbandlich Verantwortliche und als aktive Religionslehrerinnen und Religionslehrer fühlen wir unseren Dienst, den wir mit bischöflichem Auftrag mit aller Kraft und Leidenschaft versehen, diskreditiert und unser tägliches Bemühen um die vielen jungen Menschen und ihre religiöse Bildung in ein falsches Licht gerückt.
Selbstverständlich sehen wir die zunehmenden Schwierigkeiten, welche aus den oft mangelnden oder gar fehlenden religiösen Sozialisationen der Schülerinnen und Schüler resultieren. Religiöse Themen, die Nähe und Verbindung zu einer Gemeinde sowie religiöse Vollzüge sind vielen Jugendlichen fremd geworden. Daran nicht zu verzweifeln und darin sogar eine Chance zu sehen, ist sicherlich eine herausfordernde und bisweilen auch belastende Aufgabe. Aber wenn eine Gruppe noch Möglichkeiten hat, Jugendlichen Angebote religiöser Bildung zu machen, dann sind es doch die vielen Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die die jungen Menschen täglich im Religionsunterricht erreichen können. Die Katechese in den Pfarrgemeinden hat diese Möglichkeiten sicherlich nicht mehr, zumal der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen nur punktuell und temporär erfolgt. In den Schulen hingegen arbeiten wir Tag für Tag mit ihnen zusammen und sind in der Lage, ihre Entwicklungen kontinuierlich und über längere Zeiträume zu verfolgen und zu begleiten. In diesem täglichen Unterrichtsgeschehen verlieren wir gewiss auch junge Menschen, die das Angebot der Auseinandersetzung mit Fragen des Glaubens und der Kirche ablehnen, aber wir gewinnen auch viele von ihnen und bleiben mit ihnen im Kontakt und im Gespräch. Dies kann die Pastoral unserer Gemeinden für sich nicht mehr in gleichem Maße beanspruchen.
Die allermeisten unserer Kolleginnen und Kollegen wissen das und gestalten ihren Unterricht mit hohen Engagement, großer Sachkompetenz und mit Freude. Äußerungen, wie oben beschrieben, tragen nicht dazu bei, sie zu ermutigen und sie zu unterstützen.
Wir wünschen uns einen Bischof, der genau das tut und die schwierige Arbeit der Religionslehrerinnen und Religionslehrer wertschätzt. Wir freuen uns deshalb darauf, mit Ihnen das Gespräch über die Situation und die Perspektiven des Religionsunterrichts zu führen, wenn Sie unsere Verbandstagung am 05.03.18 in Mönchengladbach besuchen und sich den Fragen unserer Kolleginnen und Kollegen stellen werden.
In diesem Sinne grüßen wir Sie herzlich.
Rainer Müdders (Diözesanvorsitzender), Urbanstr. 12, 41238 MG, rainer.muedders@gmx.de
Lothar Ricken (stellv. Vorsitzender), Krummer Weg 18, 41239 MG, Lothar.Ricken@arcor.de
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